AI-Overviews auf dem Prüfstand: UK will Google zum Opt-out für Publisher zwingen

Die mögliche Regulierung von Googles Suchmaschine im UK könnte weitreichende Folgen für AI-Overviews und die Kontrolle von Publishern über ihre Inhalte haben. (Foto: Marco Lazzarini / Shutterstock)
Die AI-Overviews sorgen weltweit für Furore in der Google-Suche. Diese KI-Ergebnisse werden von Googles leistungsfähigstem Modell bisher, Gemini 2.5 in einer auf die Suche zugeschnittenen Version, unterstützt und für noch bessere Ergebnisse optimiert. Die AI-Overviews werden nach dem umfassenden Roll-out in diesem Jahr inzwischen über 1,5 Milliarden Menschen angezeigt. Zuletzt hat Google den Roll-out in über 200 Ländern und mehr als 40 Sprachen bekannt gegeben. In Deutschland sind sie ebenfalls sehr präsent und laut SISTRIX schon bei fast jedem zehnten Keyword sichtbar. Dadurch hat sich das Bild bei den Top-Domains verschoben, wie SISTRIX Chef Johannes Beus auf Linkedin zeigt.
Demnach nennt Google vor allem sich selbst vielfach als Quelle – was Publishern missfallen dürfte. Doch während die AI-Overviews sowie nach und nach auch der konversationelle AI Mode für hochkomplexe Fragen und Unterhaltungen – jüngst auch in Indien ausgerollt – zum Alltag der Search-Erfahrung werden, könnte es sein, dass Google diese demnächst drastischen Veränderungen unterziehen muss, die Usern und Publishern mehr Kontrolle geben.
Google soll Publisher fair behandeln: Opt-out für AI-Overviews als Option
Die großen Veränderungen könnten im Vereinigten Königreich auf den Plan treten. Denn The Competition and Markets Authority (CMA) sieht vor, Google das Prädikat Strategic Market Status für das Such- und Werbegeschäft zuzuschreiben. Eine Entscheidung ist allerdings erst für den 13. Oktober anberaumt.
Die CMA sieht Googles Marktmacht allerdings als gegeben an. Über 90 Prozent aller Internetsuchen laufen über Google, über 200.000 Unternehmen bauen auf Google Ads, um Zielgruppen zu erreichen. Doch es gibt Kritikpunkte, die den fairen Wettbewerb in Zweifel ziehen. Dazu zählen die Default-Vereinbarungen mit Gerätehersteller:innen – wie Apple –, die Googles Suchdominanz zementieren, intransparente Ranking-Methoden, Googles überbordende Datensammlungen als Wettbewerbsvorteil und unklare Richtlinien bezüglich der Nutzung von Publisher-Inhalten in der Suche. Zudem erkennt die CMA die Stärke von Googles Entwicklung im Bereich der generativen KI an und erklärt:
„We have carefully considered how generative AI could affect Google’s position in search. Search is changing, with use of AI assistants growing but still dwarfed by that of Google search. Google is also well-positioned to respond to competitive threats from AI assistants and is now continuously incorporating generative AI features (such as AI-Overviews) into existing search products, as well as developing its own AI assistant – Gemini […].“
Sarah Cardell, Chief Executive der CMA, verweist auf eine Roadmap, die Googles Suche deutlich verändern könnte:
„[…] Today marks an important milestone in our implementation of the new Digital Markets Competition Regime in the UK. Alongside our proposed designation of Google’s search activities, we have set out a roadmap of possible future action to improve outcomes for people and businesses in the UK. These targeted and proportionate actions would give UK businesses and consumers more choice and control over how they interact with Google’s search services – as well as unlocking greater opportunities for innovation across the UK tech sector and broader economy.“
Was sich für Google im UK ändern könnte
So sieht die Regulierungsabteilung verschiedene Schritte vor, unter anderem Choice-Screens für User, mit denen diese zwischen Suchdiensten entscheiden können, darunter auch AI-Dienste wie Assistants. Google selbst bietet Usern schon Optionen, um den AI-Mode (in den USA und Indien) oder etwa eine klassische Suche nur mit Blue-Links (als Filter) zu nutzen.
Außerdem sollen faire und diskriminierungsfreie Rankings gefördert werden. Wie genau das aussehen kann, ist allerdings nicht weiter ausgeführt. Des Weiteren soll die Datentransfermöglichkeit ausgebaut werden, sodass beispielsweise Suchhistorien transferiert werden können. Innovative Geschäftsmodelle sollen damit ebenfalls gefördert werden. Vor allem aber möchte die CMA Publishern mehr Kontrolle ermöglichen und die Verwendung von Content in AI-Overviews fakultativ machen. Bisher haben die Publisher zwar die Option, Website als noindex von der Indexierung durch Google auszuschließen, was für die Reichweite wenig förderlich ist, oder mithilfe von Google-Extended entscheiden, ob ihre Inhalte Gemini und Vertex-AI unterstützen sollen oder nicht.
Allerdings können sie nicht direkt steuern, ob und wie Google Inhalte für AI-Overviews heranzieht. Tauchen sie in diesen KI-Übersichten oder im AI Mode auf, werden sie zwar als Quellen genannt, doch die Click-Through-Wahrscheinlichkeit könnte geringer ausfallen, während Google ohnehin aus diesen Übersichten oft zunächst auf eigene Properties wie weiterführende Informationen aus der Suche verlinkt. Zudem befürchten manche Publisher, dass Google und andere KI-Dienste ihre Inhalte als Zusammenfassung übernehmen, ohne die Quelle in gebührendem Maße wertzuschätzen.
Umstellung der Publisher ist ohnehin nötig
Nun könnte eine offiziell vorgeschriebene Opt-out-Möglichkeit für Publisher mehr Kontrolle in der Darstellung ihrer Inhalte bei Google hervorbringen. Dabei ist zu erwähnen, dass ein solcher Opt-out auch die Impressions und schließlich Klicks minimieren könnte; Publisher könnten Gefahr laufen, der Konkurrenz in den AI-Overviews das Feld zu überlassen. Denn diese werden die Google-Suche zusammen mit dem AI-Mode künftig prägen. Darauf deutet nicht zuletzt hin, dass Google Ads in den AI-Mode bringt und die Werbung in den KI-Übersichten ausweitet. Auf diese Entwicklung müssen sich die Publisher ohnehin einstellen, auch die Suche über ChatGPT, Perplexity und Co. fällt mehr denn je ins Gewicht.
Ob eine Suchregulierung wie im UK auch in anderen Ländern Erfolg haben könnte, muss sich nach der finalen Entscheidung zeigen. In der EU sind solche Regulierungsbestrebungen durchaus vorstellbar, da sie in anderer Form schon eingeführt wurden. Man denke an den Choice Screen für Android-User, der Suchmaschinenalternativen zeigt. Die SEO-Welt schaut also gespannt auf die Entscheidung aus London. Bis zum Oktober wird Google wohl viel dafür tun, PR-Arbeit zu leisten, die einer solchen Einschränkung entgegenwirkt.
Der Artikel stammt von Niklas Lewanczik aus der OnlineMarketing.de-Redaktion und wird im Rahmen einer Content-Kooperation auf t3n veröffentlicht.