Die Bank als Handyanbieter: Wie N26, Revolut und Klarna den Mobilfunkmarkt aufmischen wollen

Mobilfunk von der Bank? N26, Klarna und Revolut bieten jetzt eigene Handytarife. (Foto: Ascannio/Shutterstock)
Telefonieren über die Bank? Was erst mal ungewöhnlich klingt, entwickelt sich derzeit zu einem handfesten Trend: Immer mehr Neobanken entdecken den Mobilfunkmarkt für sich. Zuerst kündigte die britische Neobank Revolut ein entsprechendes Angebot an, dann zogen N26 aus Deutschland und schließlich auch der Buy-Now-Pay-Later-Anbieter Klarna mit ihren Angeboten sogar an ihr vorbei. Doch was reizt die Fintechs am Mobilfunk – und lohnt sich das für die Kundschaft?
Mobifunk per eSIM
Möglich werden die neuen Angebote durch die eSIM-Technologie. Sie erlaubt es Unternehmen, auch ohne eigene physische SIM-Karten Mobilfunktarife bereitzustellen. Kunden müssen keine Karte mehr einlegen, sondern laden die virtuelle SIM-Karte aus dem Internet oder per App herunter und aktivieren sie auf dem Smartphone – ein Modell, das bereits Supermarktketten wie Aldi und Lidl oder auch die Lufthansa nutzen.
Die Technologie erleichtert es auch Neobanken, dem Vorbild der brasilianischen Nubank zu folgen, die schon seit 2024 Mobilfunkdienste anbietet. Revolut kündigte im April einen Tarif zum Preis von 12,50 Euro im Monat an. N26 startete bereits im Mai 2025 mit drei Tarifen. Klarna zog im Juni nach – vorerst nur in den USA, mit einem 40-Dollar-Tarif (ca. 35 Euro). Geplant ist aber auch die Expansion nach Deutschland und Großbritannien. Wie viele Kunden dann für den Mobilfunk zahlen und welche Datenpakete es geben wird, ist aber bisher nicht klar.
So funktionieren die Angebote
Natürlich betreiben die Neobanken jetzt nicht plötzlich Mobilfunknetze und bauen auch keine eigene Infrastruktur auf. Für ihre Angebote greifen sie auf Partner zurück, die wiederum Verträge mit den eigentlichen Netzbetreibern haben.
Die Kooperationspartner kümmern sich um die technische Abwicklung, also etwa das Netzrouting, Verwaltung oder Aktivierung von Verträgen und Abrechnung, während die Neobanken die Kunden betreuen und Vertrieb, Service und Marketing übernehmen. Technikpartner von Klarna ist das Berliner Startup Gigs, die Kunden telefonieren über das AT&T-Netz. Ähnlich wie bei N26 können sie direkt in der App die Mobilfunkverträge abschließen.
Bei der deutschen Neobank heißt das Angebot “N26 SIM”, Kunden nutzen das Vodafone-Netz. Möglich macht das der Telekommunikationsanbieter 1Global als sogenannter Mobile Virtual Network Enabler. Die Tarife sind gestaffelt; 13,99, 19,99 und 34,99 Euro pro Monat fallen an, je nachdem ob sich der N26-Nutzer für ein Datenvolumen von zehn, 30 oder 100 Gigabyte entscheidet. In allen Tarifen ist eine Flatrate für nationale Anrufe und SMS sowie kostenloses Roaming in der EU inbegriffen.
Auch Revolut arbeitet im Heimatmarkt Großbritannien für sein Datenangebot bereits seit 2022 mit 1Global zusammen. Wer die Partner für das Mobilfunk-Angebot sein werden und in welchem Netz deutsche Kunden dann telefonieren können, ist noch nicht bekannt. Aktuell können sich Revolut-Kunden auf einer Warteliste eintragen. Starten soll das neue Angebot dann Ende des Jahres. Zum Angebot gehört eine Allnet-Telefonie- und SMS-Flatrate mit 40 Gigabyte Datenvolumen und EU-Roaming.
Zusatzangebote bringen Loyalität
Wie die Einnahmen zwischen Neobank und Technikpartner genau aufgeteilt werden, wird nicht offengelegt. Wahrscheinlich wird aber ein Hauptteil an die technischen Dienstleister wie 1Global gehen.
Für die Neobanken eröffnet sich dennoch eine zusätzliche Einnahmequelle, zumal viele von ihnen ihre Basiskonten kostenfrei oder sehr günstig anbieten. Doch die größere Motivation liegt woanders: im Ausbau des Ökosystems.
Zusatzangebote sind für Neobanken nichts Neues: N26 bietet in höheren Kontomodellen bereits Reise- und Smartphone-Versicherungen an. Bei Revolut gibt es je nach Tarif eine Reiserücktritts- oder Auslandskrankenversicherung. Seit 2024 vermarktet Revolut zudem erfolgreich einen reinen Datentarif – nach eigenen Angaben einer der meistgenutzten Dienste außerhalb des klassischen Bankings.
Der Mobilfunktarif ergänzt nun dieses Lifestyle-Angebot, in dem Kunden durch das Sammeln sogenannter “Revpoints” incentiviert werden. Für jede Zahlung mit der Revolut-Karte gibt es diese Bonuspunkte, mit denen dann Hotels und Ferienunterkünfte gebucht oder eben künftig auch der Mobilfunk bezahlt werden kann.
Das Kalkül dahinter ist klar: Je attraktiver die App durch Zusatzdienste wird, desto höher ist die Kundenbindung. Wer gleich mehrere Verträge über die Bank-App verwaltet, wechselt seltener den Anbieter. Zwar ist so ein Kontowechsel bei den Digitalbanken heute mit nur wenigen Klicks erledigt. Doch wer auch Versicherungen und den Mobilfunk bei der Neobank kauft, wird vielleicht doch den höheren Aufwand scheuen.
Gleichzeitig sind solche flankierenden Angebote zum klassischen Bankgeschäft auch ein guter Weg, um die technikaffine und eher junge Kundschaft noch besser kennenzulernen, weil mehr Daten generiert werden. Diesen Einblick in das Nutzerverhalten können die Fintechs dann nutzen, um weitere personalisierte (Finanz-)Produkte zu entwickeln.
Was Kunden über die Angebote wissen sollten
Die neuen Angebote sind bewusst so angelegt, dass sie besonders bequem und praktisch sind, weil du verschiedene Dinge in einer App erledigen kannst. Sie sind allerdings auch nur für die Kunden der Neobanken verfügbar – du musst hier also ein Konto eröffnen, um sie nutzen zu können. Für manchen, der ohnehin ein neues Bankkonto sucht, könnte es also ein Pluspunkt bei der Entscheidungsfindung sein, bei den Neobanken auch günstige andere Verträge abschließen zu können.
Wer bei den Neobanken einen Mobilfunkvertrag abschließt, muss sich auch keine Sorgen machen, bei einem späteren Wechsel die bekannte Telefonnummer zu verlieren. Die Mitnahme zu einem anderen Anbieter ist gesetzlich garantiert. Das bedeutet auch, dass du mit deiner bestehenden Mobilfunknummer hierhin umziehen kannst.
Dank der eSIM geht die Aktivierung schnell – vorausgesetzt du besitzt ein entsprechend neues Smartphone, denn ältere Modelle funktionieren damit nicht. Alle Anbieter verzichten außerdem auf feste Laufzeiten und ermöglichen monatliche Kündigungen – du bleibst also recht flexibel.
Allerdings gibt es bei den Neobanken vielleicht nicht unbedingt immer den besten Tarif für die angebotenen Versicherungen und Mobilfunkangebote – auch wenn sie jetzt mit Kampfpreisen in den Markt starten. So ist der geplante Starttarif bei Revolut mit dem entsprechenden Datenvolumen erst mal ein Schnäppchen – auch wenn noch nicht klar ist, in welchem Netz du dann telefonieren kannst und ob das etwa 4G oder das schnellere 5G bieten wird.
Der günstigste N26-Mobilfunktarif ist preislich dagegen eher im Mittelfeld zu verorten. Ein vergleichbares Angebot mit zehn Gigabyte gibt es bei Discount-Anbietern wie Blau mit dem Allnet-S-Tarif auch schon für 4,99 Euro. Der Standardtarif mit 30 Gigabyte für 19,99 Euro ist jedoch durchaus konkurrenzfähig, etwa zu Vodafone CallYa (20 Gigabyte für 20 Euro).
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