Chinesische Plattform Wechat löscht LGBTQIA*-Gruppen

Eine Löschungsaktion von Dutzenden LGBTQIA*-Profilen auf Wechat sorgt derzeit für Aufregung. Die betroffenen Wechat-Gruppen und -Channels wurden von Studierenden aus ganz China betrieben und waren Teil der LGBTQIA*-Szene. Einige von ihnen waren schon mehrere Jahre alt und galten als etablierte Rückzugsorte für viele User:innen. Über die gelöschten Gruppen versorgte sich die immer noch diskriminierte LGBTQIA*-Community in China mit Informationen und Inhalten von Buchempfehlungen bis hin zu Ressourcen für psychologische Beratung.
Mit dem Blocken der teils sehr populären Accounts schrumpft jetzt der Schutzraum der Community. Zudem verschwinden persönliche Inhalte wie Bilder von gemeinsamen Veranstaltungen. Die betroffenen Konten wurden zu „Unbekannter Account“ geändert. User:innen bekamen die Nachricht, dass sie die Nutzungsbedingungen verletzt hätten. Details blieben die Verantwortlichen von Wechat schuldig und reagierten auch nicht auf eine Anfrage von CNN Business. Laut einer Informantin der New York Post hätten einige Universitäten die involvierten Studierenden schon vor zwei Monaten um die Löschung der Accounts gebeten, um eine namentliche Erwähnung in dem Zusammenhang zu verhindern. Zu den Universitäten, an denen die Betreiber:innen der Wechat-Gruppen studieren, zählen die renommierte Peking University, die Tsinghua University in Beijing, und die Fudan University in Shanghai.
Steckt die chinesische Regierung hinter den Löschungen?
Es bleibt unklar, ob die chinesische Regierung hinter der Entfernung der Accounts steckt. Die Vermutung liegt allerdings nahe, da die kommunistische Partei verstärkt autoritär im Umgang mit Regierungskritiker:innen und der LGBTQIA*-Community agiert. Es wäre nicht der erste Fall staatlicher Zensur. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty international berichtete bereits im Vorjahr: „Chinesische und andere außerhalb Chinas tätige Techfirmen blockierten Inhalte, die die Regierung als politisch sensibel betrachtete, und dehnten ihre Zensurstandards international aus.“ Amnesty kritisiert außerdem die Ignoranz der Regierung gegenüber den öffentlichen Rufen nach gleichgeschlechtlicher Ehe, die in China immer noch nicht erlaubt ist. Die Menschenrechtslage für die LGBTQIA*-Community in China verschlechtert sich rapide: Letztes Jahr wurde die wichtigste Großveranstaltung der Community, die Pride-Parade, kurzfristig abgesagt, und Aktivist:innen müssen kontinuierlich Belästigung ertragen.