Deutschlandticket vor dem Ende? Erster Landkreis steigt 2024 aus, weitere könnten folgen

Deutschlandticket gilt bald nicht mehr überall. (Foto: Dominic Dupont/Deutsche Bahn AG)
Das Deutschlandticket soll eigentlich ermöglichen, dass Abonnent:innen damit in ganz Deutschland den öffentlichen Personennahverkehr nutzen können. Mit dem jetzt verkündeten Ausstieg eines Landkreises droht eine Kettenreaktion. Denn die Finanzierung über 2023 hinaus steht noch nicht zu 100 Prozent.
Finanzierungslücke von 400 Millionen Euro
Zwar hatten sich Bund und Länder Anfang November grundsätzlich auf die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets für das Jahr 2024 geeinigt. Allerdings droht eine Finanzierungslücke von rund 400 Millionen Euro, die über eine Preiserhöhung ausgeglichen werden könnte. Ein finales Finanzierungskonzept soll bis Mai 2024 vorliegen.
Diese zeitliche Spanne könnte aber zu lange sein. Denn mit Stendal in Sachsen-Anhalt hat jetzt ein erster deutscher Landkreis beschlossen, das Deutschlandticket in den sogenannten Stendalbus-Linien und in 35 Buslinien der Region nicht mehr anzuerkennen.
49-Euro-Ticket: Stendal stoppt Support
Grund für die Entscheidung des Kreistags Stendal waren Unstimmigkeiten wegen der Finanzierung. Ein Antrag über die notwendige Förderung des Angebots durch den Landkreis in der Höhe von 120.000 Euro sei mit Stimmen von CDU, FDP und Pro Altmark abgelehnt worden, wie mdr.de berichtet.
Ab Januar 2024 müssen damit Deutschlandticket-Besitzer:innen in den Bussen der Region zusätzliche Fahrscheine lösen. Immerhin soll das 49-Euro-Ticket in den Zügen weiterhin gelten.
Aus für Deutschlandticket in weiteren Landkreisen?
Während das Infrastrukturministerium in Sachsen-Anhalt diese Entscheidung als Einzelfall betrachtet, haben offenbar weitere Landkreise in Sachsen-Anhalt ähnliche Probleme bei der Finanzierung signalisiert.
So erklärte der Altmarkkreis Salzwedel auf Anfrage von mdr.de, dass „ohne abschließende Einigung zur Deckung der weiterhin bestehenden Finanzierungslücke eine flächendeckende Anwendung des Deutschlandtickets dauerhaft in Frage stehen dürfte“.
Fakt ist, dass die Weigerung eines Landkreises zur Beteiligung an der Finanzierung des Deutschlandtickets die Tore für potenziellen weiteren Widerstand aufgestoßen hat. Sollte die Gültigkeit des Tickets in weiteren Regionen gekippt werden, droht das Aus für das Gesamtprojekt. Denn es verspricht ja eine deutschlandweite Nutzung.
Ärger um elektronische Deutschlandtickets
Ein weiteres Ärgernis rund um das Deutschlandticket dürfte auf Schüler:innen in einigen Landkreisen zukommen. Ab 2024 sollen die Papiertickets dann nämlich durch elektronische Deutschlandtickets ersetzt werden.
Dies setzt freilich voraus, dass die Schüler:innen über ein eigenes Smartphone verfügen. Zur Einordnung: In Deutschland besitzen laut Statista nur rund 44 Prozent der 6- bis 13-Jährigen ein Smartphone. Je jünger die Schüler:innen, desto geringer dieser Anteil.
49-Euro-Ticket hat über 10 Millionen Nutzer
Die Abkehr von der Papierform war neben der im Vergleich zum überaus beliebten 9-Euro-Ticket höheren Preis und dem Abo-Zwang einer der größten Kritikpunkte an dem im Mai 2023 gestarteten Deutschlandticket. Aktuell wird es aber von über zehn Millionen Menschen regelmäßig genutzt.
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