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E-Autos und Windräder in den USA: Trumps Zölle treffen auch Klimatechnologien schwer

Wirtschaftliche Ängste und die Ungewissheit über Subventionen für saubere Energie verstärken in den USA die Befürchtungen der Industrie. Expert:innen sehen die US-Führungsrolle bei Klimatechnologien bedroht.

Von MIT Technology Review Online
5 Min.
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Die hohen US-Zölle dürften die Kosten für wichtige Komponenten, etwa von Solarpaneelen oder für den Bau von Windkraftanlagen, in die Höhe treiben. (Foto: Berit Kessler/Shutterstock.com)

Die massiven, weitreichenden Zölle von US-Präsident Donald Trump haben Anfang April die weltweiten Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. Das hat die Voraussetzungen für einen weltweiten Handelskrieg geschaffen und die Gefahr einer schweren Rezession erhöht. Und die wird auch vor dem US-Sektor für saubere Klimatechnologien nicht halt machen, sind sich Expert:innen sicher. Sie befürchten, dass Fortschritte des Landes bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu nichte gemacht werden und dessen Führungsrolle in einer wichtigen, wachsenden Branche untergraben wird.

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„Mir fallen keine Cleantech- oder Climate-Tech-Sektoren ein, die nicht mit großen Risiken konfrontiert sind“, sagt Noah Kaufman von der Columbia University, der unter Präsident Joe Biden im „Council of Economic Advisers“ tätig war, also dem Rat der Wirtschaftsberater. „Ich denke, wir sind ein Land ohne eine föderale Klimastrategie und mit einer Wirtschaft, die sich in die falsche Richtung bewegt, also sehe ich nicht viel Grund, optimistisch zu sein“, fügt er hinzu.

Schicksal von E-Autos und sauberen Technologien

Wie tiefgreifend und weitreichend die Auswirkungen der kommenden wirtschaftlichen Veränderungen sein könnten, hängt von vielen Variablen ab, die noch im Spiel sind, und von Reaktionen, die noch ausstehen. Insbesondere die laufenden Verhandlungen im Kongress über den Haushalt werden über das Schicksal der Subventionen für Elektrofahrzeuge, die Batterieproduktion und andere saubere Technologien entscheiden. Viele dieser Programme wurden durch das von Ex-Präsident Biden unterzeichnete Klimagesetz eingeführt, dem sogenannten „Inflation Reduction Act“.

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Allerdings nehmen die Herausforderungen und Risiken in den Bereichen Cleantech und Climate Tech zu, wo Unternehmen und Startups an der Beseitigung von Kohlenstoff, synthetischen Flugkraftstoffen, elektrischen Lieferfahrzeugen und anderen Technologien arbeiten, die Unternehmen helfen, ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Gerade dort wiegt jede Abschwächung der Gesamtwirtschaft schwer.

Darüber hinaus werden Trumps Zölle, insbesondere die nun 54-prozentige Abgabe auf chinesische Waren, die Kosten für wichtige Komponenten für viele Unternehmen in die Höhe treiben. So haben die USA in den ersten vier Monaten des vergangenen Jahres Lithium-Ionen-Batterien im Wert von vier Milliarden US-Dollar aus China importiert, sodass die Zollerhöhung eine enorme Belastung für Produkte bedeuten würde, die in Elektrofahrzeugen, Laptops, Telefonen und vielen anderen Geräten eingesetzt werden.

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Trumps Zölle: Auch der Bau von Windkraftanlagen könnte teurer werden

Höhere Preise für Aluminium, Stahl, Kupfer, Zement und zahlreiche andere Waren und Materialien werden auch die Kosten für alle Arten von Geschäften in die Höhe treiben, einschließlich des Baus von Windkraftanlagen, Solarparks und geothermischen Anlagen. Und wenn China, Kanada, die Europäische Union und andere Länder, wie allgemein erwartet, mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren, wird es auch für US-Unternehmen schwieriger oder teurer werden, Waren wie Elektrofahrzeuge oder Batteriekomponenten in Überseemärkte zu exportieren.

Sogar die Aktien traditioneller Energieunternehmen mussten am Donnerstag an der Wall Street Prügel einstecken, weil man befürchtete, dass eine allgemeine Wirtschaftsflaute die Preise für Elektroautos senken würde.

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Die Kürzungen der Trump-Administration beim Energieministerium und anderen Bundesprogrammen könnten auch Gelder für Demonstrationsprojekte wegnehmen, die Cleantech-Unternehmen dabei helfen, ihre Technologien zu testen und zu erweitern. Wenn der Kongress zudem bestimmte Subventionen im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ streichen sollte, könnte dies zu einem Stopp von Milliardenprojekten führen, die in Planung sind oder von denen vielleicht sogar schon einige im Bau sind. Die wachsende politische Unsicherheit und die sich abschwächenden wirtschaftlichen Bedingungen allein könnten bereits zu einem Teil dieser Entwicklung führen.

Absagen bei der „sauberen Energieversorgungskette“

Seit Trumps Amtsantritt haben Unternehmen mindestens neun US-Entwicklungen oder -Operationen im Bereich der „sauberen Energieversorgungskette“ abgesagt, verschoben oder reduziert. Dazu gehört auch die „Big Green Machine“ genannte Datenbank, die von Jay Turner am Wellesley College und studentischen Forscher:innen dort gepflegt wird. Die betroffenen Projekte repräsentieren etwa acht Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Investitionen und mehr als 9.000 Arbeitsplätze.

Dazu gehören die geplante Batteriefabrik von Kore Power in Arizona, die das Unternehmen gestoppt hat, die pausierte Expansion von Envision Automotive Energy Supply in Florence County, South Carolina, und die Schließung von zwei Werken in Michigan durch Akasol. Der Autohersteller Volkswagen hat auch die Produktion in seiner kürzlich erweiterten Elektroauto-Fabrik in Chattanooga, Tennessee, zurückgefahren, da die Verkaufszahlen langsamer als erwartet steigen und vielleicht auch, weil die Trump-Regierung die Steuervergünstigungen für den Kauf von Fahrzeugen senken will.

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„Die größte Herausforderung für Unternehmen, die Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen oder Milliarden Dollar tätigen, ist der Umgang mit der Unsicherheit“, sagt Turner. „Die Ungewissheit ist ein echtes Hindernis für große Wetten“.

Saubere Energien: Wie die Investitionen bisher aussahen

Die Risikokapitalinvestitionen in saubere Energien haben sich seit einiger Zeit abgekühlt. Sie erreichten 2022 einen Höchststand von 24,5 Milliarden Dollar und pendelten sich in den letzten zwei Jahren auf etwa 18 Milliarden Dollar jährlich ein, wie aus den Daten von Pitchbook hervorgeht. Die Zahlen für das erste Quartal dieses Jahres liegen noch nicht vor, aber Branchenbeobachter sind gespannt, wie sie ausfallen werden.

Einige Teile des Cleantech-Sektors könnten die Trump-Administration und die aufkommende Wirtschaftsflaute besser überstehen als andere. Der Pitchbook-Bericht stellt beispielsweise fest, dass die zunehmende Entwicklung von KI-Rechenzentren die Nachfrage nach „disponiblen Energiequellen“ anheizt. Das heißt, Energiequellen, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen, wie Kernenergie, Kernfusion und Erdwärme. Obwohl der Boom bei Rechenzentren in der Praxis oft bedeutet, dass man Erdgasanlagen in Betrieb nimmt oder sich auf sie verlässt, die Emissionen produzieren, die den Planeten erwärmen.

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Trumps neuer Energieminister Chris Wright, der zuvor Chef des Ölfelddienstleisters Liberty Energy war, hat sich ebenfalls positiv über Kernenergie und Geothermie geäußert, und eher negativ über erneuerbare Energien wie Sonne und Wind. Beobachter:innen befürchten jedoch, dass bei einem künftigen Wirtschaftsabschwung mehr Sektoren verlieren als gewinnen werden, und Turner betont, dass die während dieser Amtszeit getroffenen Entscheidungen weit über die Amtszeit hinaus Bestand haben könnten.

Adé, USA als Vorreiter für saubere Energie

„Kurzfristig besteht die Sorge, dass diese aufstrebende Branche für saubere Energie in den USA einen erheblichen Rückschlag erleidet und die USA diesen Markt an andere Länder, insbesondere China, abtreten, die aktiv daran arbeiten, sich als Vorreiter in der Zukunft der sauberen Energie zu positionieren“, sagt er.

Langfristig, so fügt er hinzu, bestehe die Sorge, dass Unternehmen, wenn die Regierungspolitik im Bereich Cleantech einfach nach den Launen der jeweiligen Regierung voranschreitet und sich zurückzieht, keine langfristigen Investitionen mehr tätigen werden, die auf solche Subventionen, Zuschüsse oder Darlehen angewiesen sind.

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Wirtschaftswissenschaftlerin Catherine Wolfram vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellt außerdem fest, dass China und die Europäische Union bei der Entwicklung von Strategien zur Senkung der Emissionen und zum Aufbau kohlenstofffreier Sektoren voranschreiten. Sie beobachtet, dass beide nun zur schwierigeren Aufgabe übergehen, Schwerindustrien wie die Stahlindustrie zu sanieren, während die USA „sogar bei der Erzeugung sauberer Elektrizität an Boden verlieren“. „Das ist die schlimmste Art von US-Exzeptionalismus“, sagt sie.

Der Artikel stammt von James Temple. Er ist Senior Editor bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und schreibt über Energie und Klimawandel.
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