Ethereum unter Druck: Warum Analysten ETH als Investition abschreiben

Ethereum gerät immer mehr unter Druck. (Bild: Visual Generation / Shutterstock)
„Es gibt keinen Investment-Case mehr. Als Netzwerk mit Nutzen? Ja. Aber als Investition? Absolut nicht“, sagt etwa Quinn Thompson, Gründer des US-Hedgefonds Lekker Capital mit Sitz in New York. Auch Nic Carter, Partner bei Castle Island Ventures und Mitgründer des Analyseunternehmens Coinmetrics, teilt diese Einschätzung. Für ihn ist ETH „in einer Lawine aus eigenen Token“ begraben worden und somit „von eigener Hand gestorben“.
ETH verliert an Relevanz für Anleger:innen
Ethereum sieht sich derzeit massiver Kritik ausgesetzt – sowohl von innen als auch von außen. Die wachsende Zahl an Layer-2-Netzwerken und neuen Token-Projekten auf Basis von Ethereum sorgt für eine Fragmentierung, die den Kurs von ETH zusätzlich unter Druck setzt. Kritiker:innen wie Thompson bemängeln, dass viele Projekte vor allem Entwickler:innen und Investor:innen bereichern – während ETH als zentrales Asset zunehmend entwertet wird.
Hinzu kommt: Die Spot-ETFs auf Ethereum, die in den USA Anfang des Jahres gestartet sind, bleiben bisher hinter den Erwartungen zurück. Laut Daten des Analyseunternehmens Sosovalue aus Hongkong gab es im März an nahezu jedem Handelstag Nettoabflüsse. Der kumulierte Nettozufluss liegt bei gerade einmal 2,4 Milliarden US-Dollar – deutlich weniger als bei vergleichbaren Bitcoin-Produkten.
Selbst Standard Chartered, eine der größten Banken Großbritanniens, hat ihr Kursziel für ETH um 60 Prozent gesenkt – auf nur noch 4.000 Dollar.
Konkurrenz setzt Ethereum unter Druck
Auch von außen wird der Wettbewerb härter. Base (entwickelt von Coinbase), Arbitrum oder Optimism bieten Transaktionen mit höherer Geschwindigkeit und niedrigeren Gebühren auf Layer-2-Basis. Gleichzeitig gewinnen Layer-1-Alternativen wie Solana, Sui oder BNB Chain an Bedeutung. Für viele Nutzer:innen sind diese Plattformen inzwischen attraktiver als das oft als träge empfundene Ethereum-Netzwerk.
Dass die Ethereum Foundation mit Sitz im schweizerischen Zug zuletzt auch noch mit internen Führungsproblemen zu kämpfen hatte, trägt nicht gerade zur Kursstabilität bei. In der Organisation soll es Spannungen über die künftige Ausrichtung und Rollenverteilung gegeben haben – insbesondere rund um die Rolle von Gründer Vitalik Buterin und das Fehlen klarer Führungsstrukturen abseits seiner Person.
Community reagiert gespalten
In der Krypto-Community sorgt die Debatte um ETHs Zukunft für heftige Reaktionen. Während einige Nutzer:innen auf X (ehemals Twitter) den Analyst:innen beipflichten und den Kursverfall als hausgemacht betrachten, zeigen sich andere kämpferisch. Dieser Beitrag bringt es beispielhaft auf den Punkt:
„Wenn wir uns als Community hinter ETH stellen würden, bräuchten wir keine Banken oder Institutionen von außen“, heißt es darin.
Doch selbst unter langjährigen Ethereum-Fans wächst der Frust – nicht zuletzt über die fehlende strategische Führung und die kaum noch überschaubare Zahl an Projekten im Ökosystem. Immer häufiger fällt der Vorwurf, Ethereum verliere seinen Fokus – und damit seine Stärke.
Wie tief kann der ETH-Kurs noch fallen?
Viele Beobachter:innen halten die Marke von 1.500 Dollar für einen möglichen nächsten Halt. Sie gilt als psychologisch wichtig und liegt rund 20 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau. Ob sich Ethereum langfristig wieder als vielversprechende Anlage etablieren kann, dürfte davon abhängen, ob es dem Netzwerk gelingt, wieder Vertrauen und Relevanz zurückzugewinnen – über kurzfristige Hypes hinaus.