GPS-Störsender auf dem Vormarsch: Wie können wir uns vor dieser unsichtbaren Bedrohung schützen?

Als am 25. Dezember 2024 ein aserbaidschanisches Flugzeug in Kasachstan abstürzte und mehr als 30 Menschen in den Tod riss, brauchten Ermittler:innen nicht lange, um eine mögliche Ursache herauszufinden. Vor dem Absturz waren die GPS-Signale des Flugzeugs gestört worden, zitierte unter anderem die Tagesschau den Internet-Flugzeugtracker Flightradar24, wodurch das Flugzeug nicht mehr steuerbar gewesen sei.
Dass vor allem Russland und Israel gezielt GPS-Störsender einsetzen, ist längst kein Geheimnis mehr. Erst kürzlich erklärte Thomas Pany, Navigationsingenieur von der Universität der Bundeswehr in München, bei der Konferenz „Munich Satellite Navigation Summit“: „Im Zuge der jüngsten militärischen Auseinandersetzungen hat sich gezeigt, dass dieses Stören vom Boden in die Luft ein sehr effektives Mittel ist, um den Luftraum nicht befreundeter Staaten zu stören.“
Die Gefahr ist bekannt
Gegenüber Space.com sprach die Sicherheitsforscherin Clémence Poirier von der ETH Zürich von rund 310.000 Flügen, die im vergangenen Jahr von GPS-Störungen betroffen gewesen seien. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) der Vereinten Nationen hat die Mitgliedsstaaten in einer Erklärung bereits aufgefordert, ihre Schutzmaßnahmen dringend zu verbessern, um Störungen der „Luftfahrt-, See- und Telekommunikationsdienste“ zu verhindern.
Neben der Luftfahrt sind auch der Schiffsverkehr und der Gütertransport auf das Global Navigation Satellite System (GNSS) angewiesen, dessen Zeitangaben außerdem mit Mobilfunk- und Stromnetzen synchronisiert werden.
Störsender können unterschiedlich wirken
Während „Jamming“ die Überlagerung des Satelliten-Signals durch ein Störsignal bezeichnet, sendet der Störsender beim „Spoofing“ falsche Signale, die echt wirken. Pilot:innen von Drohnen oder Flugzeugen kann so weisgemacht werden, dass sie sich an einem anderen Ort befinden, als sie denken.
Um künftig besser gegen Störattacken gerüstet zu sein, werden aktuell verschiedene Methoden verfolgt. Das kalifornische Unternehmen Anello Photonics zum Beispiel arbeitet an einem winzig kleinen, chipbasierten Trägheitsnavigationssystem, das einspringen kann, falls ein Signal gefälscht oder gestört wurde.
Verschiedene Unternehmen und Institutionen arbeiten an Gegenmitteln
Daneben gibt es laut Space.com vor allem im Verteidigungssektor Drohnen-Hersteller, die inzwischen auf KI-basierte Navigationstechnologie setzen. Auf ihrem Flug gleichen die Drohnen feste Orientierungspunkte auf der Erde mit Satellitenbildern und Karten ab, um ungestört den richtigen Weg zu finden.
Und in München sprach der Raumfahrtingenieur Michael Meurer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR davon, dass künftig mehr, bessere und zielgerichtete Antennen in der Lage sein sollen, Störsignale auszublenden. Dazu soll auch das europäische Satellitennavigationssystem Galileo bald einen Beitrag zur Bekämpfung von Störsendern leisten.
Empfänger:innen sollen dann nur noch authentifizierte Signale vom Galileo-Satellitensystem erhalten, wodurch Spoofing ausgeschlossen werden könne.