Brainlab: Was ihr über den vermutlich größten deutschen Börsengang des Jahres wissen müsst

Chief Executive Officer von Brainlab Rainer Birkenbach (Foto: Brainlab)
Brainlab wagt sich aufs Parkett. Das Medizintechnik-Unternehmen aus München plant am 3. Juli 2025 die Erstnotiz an der Frankfurter Börse. Es könnte der größte Börsengang des Jahres in Deutschland werden.
Das Unternehmen peilt einen Preis von 80 bis 100 Euro pro Aktie an. Angeboten werden zwei Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie bis zu 3,2 Millionen Anteilsscheine von Altaktionären. Obwohl Brainlab bereits als Aktiengesellschaft firmiert, ist es bisher nicht börsennotiert. Der Erlös aus der Emission könnte inklusive Mehrzuteilungsoption bis zu 520 Millionen Euro erreichen. Die angestrebte Bewertung liegt zwischen 1,67 und 2,09 Milliarden Euro – und damit am unteren Ende dessen, was Experten erwartet haben.
Brainlab entwickelt vor allem Software und Hardware für Operationen und Tumor-Strahlentherapien. Schon früh brachte das Unternehmen einen „digitalen Zwilling“ auf den Markt, der Chirurgen bei der Analyse und Planung von Eingriffen unterstützt. Die Software fasst Patientendaten zu einem dreidimensionalen anatomischen Modell zusammen, das mithilfe Künstlicher Intelligenz optimiert wird. Zudem produziert Brainlab Roboterarme und Navigationssysteme, die während Operationen zum Einsatz kommen.
Im Geschäftsjahr 2023/2024 stieg der Umsatz auf rund 470 Millionen Euro, der Bruttogewinn lag bei 294 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2025 erzielte das Unternehmen bereits 239 Millionen Euro Umsatz.
Zweiter Anlauf für den Börsengang
Für Brainlab ist es der zweite Versuch für den Sprung an die Börse. 2001 scheiterte der Plan am Platzen der Dotcom-Blase – nur zwei Tage vor dem geplanten Listing musste der IPO abgesagt werden.
Auch diesmal wagt sich Brainlab in einem schwierigen Marktumfeld an die Börse. In Deutschland gab es 2025 bislang nur wenige Börsengänge. So verschob der Arzneimittelhersteller Stada im März seinen IPO wegen der Marktunsicherheiten auf den Herbst. Eine Ausnahme ist der Mittelständler Pfisterer, der im Mai mit einer Bewertung von 500 Millionen Euro aufs Parkett ging.
Mit dem frischen Kapital will Brainlab laut CEO Rainer Birkenbach unter anderem in neue Anwendungsfelder wie Orthopädie, Herzoperationen, Sportmedizin oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde expandieren.
Gründer Stefan Vilsmeier hält derzeit 50,1 Prozent der Anteile und bleibt auch nach dem Börsengang mit über 40 Prozent größter Aktionär. Zusammen mit seiner Familie kontrolliert er weiterhin 53,7 Prozent. Der Streubesitz wird nach der Aktienplatzierung bei bis zu 26,6 Prozent liegen. Die Angebotsphase läuft vom 24. Juni bis voraussichtlich 1. Juli.
Vor dem Börsengang wandelt sich Brainlab von einer deutschen Aktiengesellschaft in eine Societas Europaea (SE) mit einem Verwaltungsrat um, dem Vilsmeier vorsitzt.