Wird Jupiters Mond Europa bewohnbar, wenn die Sonne stirbt?

Eine Gruppe von Forscher:innen um den Astrophysiker Elijah Mullens von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York, hat eine faszinierende Möglichkeit berechnet. In einer zur Veröffentlichung angenommenen Studie auf dem Preprint-Server Arxiv zeigen sie, wie Europa in ferner Zukunft tatsächlich bewohnbar werden könnte.
Modellrechnung: In fünf Milliarden Jahren frisst die Sonne die Erde
Der Auslöser ist das Szenario vom Ende unserer Sonne, das wir bei t3n bereits beschrieben haben. In rund fünf Milliarden Jahren wird sich ihr Kern zwar verdichten, ihre äußeren Schichten werden sich jedoch gewaltig aufblähen und zwar bis fast zur Umlaufbahn des Mars.
Unsere Erde wird dann schlicht „im Weg“ sein und von der Sonne verschlungen werden. Nach manchen Computermodellen würde sie zwar nicht verschlungen, sondern könnte knapp außerhalb der Sonnenhülle überleben, wäre aber jedenfalls nicht mehr bewohnbar.
Während also das Schicksal der Erde besiegelt ist, beginnt für Jupiters Monde eine neue, unerwartete Ära.
Jupiters Mond als Brutkasten der Zukunft
Denn mit der Ausdehnung der Sonne verschiebt sich die sogenannte habitable Zone, in der flüssiges Wasser existieren kann, weit nach außen in unser Sonnensystem. Sie wird dann die Umlaufbahn des Jupiter umfassen und den Gasriesen sowie seine Monde in warmes Licht tauchen.
Laut der Studie passiert dann etwas Bemerkenswertes: Jupiter, dessen Wolken durch die Hitze hell aufleuchten, würde für seine Monde wie eine zweite, schwächere Sonne wirken. Wie unter anderem Universe Today berichtet, würde diese kombinierte Energie aus direkter und reflektierter Strahlung das Eis auf Europa schmelzen und verdampfen lassen, wobei die direkte Strahlung der Sonne den Löwenanteil am Effekt hätte.
Das Ergebnis wäre die Entstehung einer dünnen, aber stabilen Atmosphäre aus Wasserdampf. Dieses potenziell lebensfreundliche Zeitfenster könnte, so die Simulation, für erstaunliche 200 Millionen Jahre offenstehen.
Eine neue Antwort auf eine alte Frage
Diese Erkenntnis liefert eine gänzlich neue Perspektive für die Suche nach außerirdischem Leben. Erst vor wenigen Tagen diskutierten wir bei t3n die Idee, wir könnten zur falschen Zeit nach außerirdischem Leben suchen. Die Studie des Mullens-Teams liefert jetzt das erste plausible Modell dafür, wie dieses Szenario genau aussehen könnte.
Denn sie legt nahe, dass die lebensfreundlichsten Phasen in vielen Systemen erst eintreten, nachdem der Zentralstern seine Hauptphase beendet hat. Leben könnte also in Zyklen entstehen und vergehen, was die Wahrscheinlichkeit einer gleichzeitigen Existenz von zwei technologischen Zivilisationen stark verringern würde.
Mit neuer Technik zu neuen Zielen
Die Hypothese ist zwar eine Theorie, aber sie ist überprüfbar und definiert völlig neue Ziele für die leistungsfähigsten Observatorien der Menschheit. Das James-Webb-Weltraumteleskop der US-Raumfahrtbehörde Nasa und zukünftige Instrumente wie das Roman Space Telescope könnten die Atmosphären von Monden um ferne Gasriesen oder Weiße Zwerge analysieren.
Dort würden die Astronom:innen nach Biosignaturen suchen – also nach chemischen Spuren wie Wasser, Sauerstoff oder Ozon, die auf biologische Prozesse hindeuten. Die Entdeckung solcher „spät erwachten“ Welten würde unser Verständnis vom Kosmos revolutionieren. Es würde bedeuten, dass das Universum möglicherweise viel mehr zweite und dritte Chancen für die Entstehung von Leben bereithält, als wir es uns bisher vorstellen konnten.