KI-Gigafabrik mit Nvidia: Kann Deutschland jetzt endlich im Wettrennen aufholen?

Deutschland will in Sachen KI endlich vorne mitspielen und ist deshalb auf der Suche nach passenden Sparringspartnern – Nvidia könnte einer davon sein. Wie Heise berichtet, hat Jensen Huang, der CEO des US-amerikanischen Chipherstellers, im Rahmen seiner Europa-Tour am Freitag auch Bundeskanzler Friedrich Merz getroffen. Im Zentrum der Gespräche stand der Bau einer KI-Gigafabrik in der Bundesrepublik – ein gemeinsames Projekt von Nvidia, der Deutschen Telekom und weiteren Partnern aus Wirtschaft und Forschung.
Eine deutsche KI-Gigafabrik mit 10.000 GPUs
Die geplante industrielle KI-Cloud soll laut der Telekom die weltweit erste ihrer Art sein und speziell auf europäische Industrieunternehmen zugeschnitten werden. Innerhalb von neun Monaten soll sie mit einer Rechenkapazität von mindestens 10.000 GPUs in Betrieb gehen. Das erklärte Ziel ist eine souveräne Infrastruktur, die nicht nur Konzernen, sondern auch Startups und Forschungseinrichtungen zur Verfügung steht.
Nvidia will dafür modernste Hardware, darunter DGX-B200-Systeme und RTX-Pro-Server, sowie Softwarelösungen wie Cuda-X und Omniverse bereitstellen. Die Telekom übernimmt Rechenzentren, Betrieb und Vertrieb. Auch Datenschutz und Datensouveränität sollen nach europäischen Standards gewährleistet werden.
Neue Strategie für Rechenzentren geplant
Der Plan stößt in der Industrie auf Zuspruch: So will das deutsche Unternehmen Neura Robotics die Infrastruktur nutzen, um kognitive Roboter in Trainingszentren weiterzuentwickeln. Auch die Bundesregierung selbst will zum Großkunden werden, ihre öffentlichen Rechenbedarfe bündeln und das Projekt dadurch aktiv unterstützen.
Parallel kündigte die neue Koalition unter Bundeskanzler Merz eine nationale Strategie an, um durch Planungserleichterungen den Bau neuer Rechenzentren zu fördern. Auch das Thema Bildung steht im Fokus: In Kooperation mit Nvidias Deep Learning Institute sollen Fachkräfte gezielt auf die Anforderungen der KI-Industrie vorbereitet werden.
Ist das der Startschuss der deutschen KI-Revolution?
„Investitionen in strategische KI-Infrastrukturen sind zentral für die Innovationskraft unseres Landes“, so Bundeskanzler Merz. Auch Nvidia-Chef Huang erklärte, dass die neue Infrastruktur KI-gesteuerte Fertigung und Simulationen für Europas Industrie ermöglichen werde. Telekom-Chef Timotheus Höttges fand sogar noch deutlichere Worte: „Europas technologische Zukunft braucht einen Sprint, keinen Spaziergang. Wir müssen jetzt die Chancen der Künstlichen Intelligenz ergreifen, unsere Industrie revolutionieren und eine führende Position im globalen Technologiewettbewerb sichern.“
Trotz der ambitionierten Pläne bleibt allerdings Skepsis angebracht: Deutschland hat schon 2019 eine KI-Strategie verabschiedet – seither ist im internationalen Vergleich aber nur wenig passiert. Länder wie die USA oder China haben bei Rechenzentren, KI-Infrastruktur und Talentförderung einen deutlichen Vorsprung. Die neue Gigafabrik könnte ein Wendepunkt sein – wenn den Ankündigungen diesmal schnell Taten folgen.