
Unter dem Namen des Hacker-Kollektivs Anonymous verbreitet sich im Netz die Bekanntmachung des Hacks eines netzbekannten „Bulletproof-Hosters“. Eigenen Angaben zufolge will das Hacker-Kollektiv Zugriff auf alle Daten des umstrittenen Web-Hosters haben. Die gesamte Kunden- und Transaktionsdatenbank des US-Unternehmens soll offen im Netz liegen. Anonymous will die „rudimentäre Verschlüsselung“ entfernt habe. Der Geschäftsbetrieb Epiks scheint dadurch indes nicht beeinträchtigt zu sein. Alle Dienste laufen weiter und das Unternehmen behauptet, nichts von einem Hack zu wissen.
In Deutschland ist der Web-Hoster und Registrar Epik, der nichts mit der Spielefirma Epic zu tun hat, eher unbekannt. Lediglich im Jahr 2018 machte das Unternehmen auch hierzulande kurzzeitig Schlagzeilen. Es hatte auf Druck von Partnerunternehmen das Hosting des Hass-und-Hetze-Forums 8Chan abgeschaltet. Dem lag jedoch offenbar kein grundlegender Sinneswandel zugrunde. Auch andere politisch und in sonstiger Weise radikale Inhalte hatten bei Epik immer wieder ein Zuhause gefunden. So stellte Epik den sozialen Netzwerken Gab und Parler, die sich im vergangenen US-Wahlkampf als das „freiere Twitter“ zu positionieren suchten, technische Infrastruktur bereit.
Texanischer Online-Pranger lässt Anonymous‘ Kragen platzen
Jüngst, und darin dürfte wohl der Grund für den Anonymous-Angriff zu sehen sein, hatte Epik einen Online-Pranger beherbergt. Auf einer Meldeplattform sollten Frauen aus Texas öffentlich diffamiert werden, wenn sie nach Möglichkeiten für eine Abtreibung suchten. Texas hatte jüngst die Rechtslage für Schwangerschaftsabbrüche deutlich verschärft. Schon ab der sechsten Woche ist eine Abtreibung in Texas nun strafbar. Das Gesetz ist in den USA hochumstritten, sogar das US-Justizministerium klagt gegen den Bundesstaat.
Dabei ging es Anonymous ganz offenbar darum, den Spieß umzudrehen und umgekehrt die Klarnamen und Daten aller Kunden ins Netz zu stellen, die seit Epiks Gründung 2009 ihrerseits (fragwürdige) Plattformen auf Epik-Infrastruktur betrieben hatten. Die veröffentlichten Daten enthalten die Whois-Historie, alle Domain-Bewegungen und sämtliche Zahlungen – allerdings ohne die Transaktionsdaten dazu. Ebenso befindet sich das Mail-Postfach eines ungenannten Epik-Angestellten in dem 168 Gigabyte großen Leak, der per Bittorrent verteilt wird.
Der Vollständigkeit halber sei vermerkt: Natürlich ist das Vorgehen des Hacker-Kollektivs auch in diesem Fall vollkommen illegal.