Anzeige
Anzeige
Fundstück
Verpasse keine News mehr!

Mars macht Material mürbe: So testet die Nasa Raumanzugsfetzen auf dem Roten Planeten

Dass der Rover Perseverance auf dem Mars nach Spuren vergangenen Lebens sucht, ist bekannt. Weniger im Fokus steht ein anderer Aspekt der Mission: die Materialprüfung für künftige Raumanzüge. Dabei sind die ersten Ergebnisse dieser stillen Nebenmission erstaunlich – und alles andere als nebensächlich.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Heutige Raumanzüge gehen auf dem Mars in rasanter Geschwindigkeit kaputt. Das zeigen Versuche auf dem Mars selbst. (Bild: Dall-E / t3n)

Seit seiner Landung im Jahr 2021 hat der Mars-Rover Perseverance nicht nur Bohrproben genommen und Daten zur Geologie des Roten Planeten gesammelt – er testet auch, wie sich potenzielle Raumanzugsmaterialien unter realen Marsbedingungen verhalten. Fünf kleine Materialproben – jede etwa so groß wie eine Briefmarke – sind dafür direkt an einem Kalibrierziel des wissenschaftlichen Instruments Sherloc angebracht.

Anzeige
Anzeige

Sherloc (Scanning Habitable Environments with Raman & Luminescence for Organics and Chemicals), ein Spektrometer zur Analyse organischer Stoffe und möglicher Lebensspuren, befindet sich am Roboterarm des Rovers und analysiert die Marsoberfläche unter anderem mithilfe von UV-Licht. Die Materialproben sind so positioniert, dass sie dauerhaft der vollen Wucht der Marsumwelt ausgesetzt sind – intensiver UV-Strahlung, extremen Temperaturschwankungen, feinem Staub und korrosiven Salzen. Seit vier Jahren müssen sie aushalten, was auch zukünftige Astronaut:innen erwartet – ein einzigartiger Belastungstest direkt auf dem Planeten selbst.

Starke Belastung: Erste Schäden schon nach 200 Tagen

Nach vier Jahren auf dem Mars steht fest: Die extreme Umgebung hinterlässt deutliche Spuren an den Raumanzugsmaterialien. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa – konkret ihr Jet Propulsion Laboratory in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien – hat erste Ergebnisse veröffentlicht, die zeigen, dass die Materialproben messbar gealtert sind. Und zwar deutlich schneller, als manche erwartet hatten: Rund die Hälfte der beobachteten Veränderungen trat bereits in den ersten 200 Tagen nach der Landung auf.

Anzeige
Anzeige

Am stärksten betroffen war Vectran, ein besonders schnittfestes Gewebe, das unter anderem in den Handflächen von Raumanzughandschuhen verwendet wird. Auch andere Materialien – darunter Polycarbonat, Teflon sowie sogenannte Ortho-Fabrics, die aus mehreren Lagen von Nomex, Gore-Tex und Kevlar bestehen – zeigen bereits deutliche Abnutzungserscheinungen.

Der Mars ist kein Outdoor-Testgelände – er ist schlimmer

„Die Strahlung dort oben ist brutal“, erklärt Joby Razzell Hollis, Materialforscher am Naturkundemuseum in London, in einer Mitteilung der Raumfahrtbehörde. Hollis war von 2018 bis 2021 Teil des Sherloc-Teams am Jet Propulsion Laboratory und an der Vorbereitung des Instruments für die Marsmission beteiligt.

Anzeige
Anzeige

Die Kombination aus ständiger UV-Bestrahlung, korrosiven Perchloraten im Marsstaub und fehlendem magnetischem Schutzschild lässt selbst robuste Materialien schneller als erwartet altern. Was auf der Erde Jahre dauert, geschieht auf dem Mars in Monaten.

Für kommende bemannte Marsmissionen ist die Materialfrage kein Detail – sie ist außerordentlich sicherheitsrelevant. Denn, wenn ein Raumanzug spröde wird, können Mikrorisse entstehen. Undichte Stellen bedeuten im schlimmsten Fall Wärmeverlust, Sauerstoffaustritt und damit Lebensgefahr. Ziel der Tests ist deshalb nicht nur die Auswahl besonders widerstandsfähiger Materialien, sondern auch das Verstehen ihrer Alterungsprozesse unter realen Bedingungen.

Anzeige
Anzeige

Nächster Schritt: Belastungen unter Marsbedingungen auf der Erde simulieren

Am Johnson Space Center in Houston im US-Bundesstaat Texas laufen parallel Laborsimulationen mit identischen Proben. Ziel ist es, die von Sherloc dokumentierten Materialveränderungen unter simulierten Marsbedingungen nachzuvollziehen und zu überprüfen. In einem nächsten Schritt werden die Stoffe auf Dehnbarkeit, Reißfestigkeit und strukturelle Alterung getestet. Dabei werden die Belastungen angesetzt, denen sie auch in einem Raumanzug standhalten müssten.

Die Erkenntnisse aus diesen Tests fließen in die Entwicklung künftiger Raumanzüge ein – und könnten entscheidend sein, wenn Menschen erstmals den Mars betreten. Dass ein Rover wie Perseverance neben seinen geologischen Aufgaben auch als Materialprüfanlage fungiert, zeigt, wie umfassend die Nasa bereits an der konkreten Umsetzung bemannter Marsmissionen arbeitet.

Und es zeigt auch: Der Mars wird nicht nur das nächste große Ziel der Raumfahrt – er ist schon heute das härteste Testlabor der Menschheit.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige