Nachhaltigkeit im Depot? Immer weniger Deutsche interessiert das

Bei der Geldanlage spielt Naachhaltigkeit für immer weniger Menschen eine Rolle. (Foto: Romolo Tavani/ Shutterstock)
Immer weniger Menschen achten bei der Geldanlage auf Nachhaltigkeit. Laut einer aktuellen Umfrage des Vergleichsportals Verivox investieren nur noch 16 Prozent der Befragten in nachhaltige Finanzprodukte. Zwar zeigen 64 Prozent grundsätzlich Interesse an ESG-Investments (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung), doch der Trend geht klar zurück.
2024 lag das generelle Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten noch bei 69 Prozent – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2022, als noch 79 Prozent angaben, auf Nachhaltigkeit zu achten. Damals investierte fast jeder Vierte (24 Prozent) tatsächlich in solche Produkte. 2024 waren es nur noch 21 Prozent, aktuell ist es nur noch jeder Sechste.
Themen wie Klimaschutz und erneuerbare Energien, die eng mit Nachhaltigkeit verknüpft sind, haben für viele Menschen offenbar an Bedeutung verloren, erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich. „Heute dominieren andere Themen die gesellschaftlichen Debatten. “ Das bestätigt auch das Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen: 2022 zählte Klimaschutz für mehr als die Hälfte der Deutschen zu den wichtigsten politischen Herausforderungen, aktuell sind es nur noch 10 Prozent.
Markt für nachhaltige Geldanlagen stagniert
Die veränderte Stimmung spiegelt sich im Markt wider. 2025 erreichte das Volumen nachhaltiger Geldanlagen zwar noch 672 bis 764 Milliarden Euro, doch das Wachstum stockt.
Laut einem Bericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen sehen nur noch 50 Prozent der 89 befragten Banken und Vermögensverwalter positive Wachstumsaussichten. Grund dafür sind auch Diskussionen über den Umgang mit Nachhaltigkeitskriterien. Besonders die Frage, ob Investitionen in Rüstungsunternehmen weiterhin tabu bleiben sollten, sorgte zuletzt für Debatten in der Branche.
Zudem belasten Phänomene wie Greenwashing und Greenhushing das Vertrauen der Anleger. Strengere Vorgaben wie die EU-Taxonomie erhöhen die Anforderungen an Transparenz und den Nachweis echter Nachhaltigkeit. In den USA geraten ESG-Kriterien dagegen zunehmend unter Druck. Unternehmen reagieren auf die unsichere Lage oft mit zurückhaltender Kommunikation ihrer Klimaziele, was das Vertrauen der Anleger weiter erschüttern könnte.
Junge Erwachsene bleiben interessiert
Die Verivox-Umfrage zeigt auch deutliche Unterschiede zwischen Altersgruppen: Unter den unter 30-Jährigen interessieren sich rund 80 Prozent für nachhaltige Finanzprodukte. Bei den über 70-Jährigen ist es nur noch etwa die Hälfte.
Auch regional gibt es Unterschiede: In Ostdeutschland zeigen 44 Prozent kein Interesse an nachhaltigen Geldanlagen – deutlich mehr als der bundesweite Durchschnitt von 36 Prozent. In Nord-, West- und Süddeutschland ist die Ablehnung geringer.
Haushalte ohne Kinder zeigen ebenfalls weniger Interesse: 40 Prozent dieser Gruppe lehnen ESG-Investments ab, während es in Haushalten mit Kindern nur 21 Prozent sind.
Rendite oder Ethik?
Unter den Nachhaltigkeitsinteressierten wären 55 Prozent bereit, für ethisch-ökologische Kriterien auf einen Teil der Rendite zu verzichten. Für 34 Prozent kommt das nicht infrage.
Die Vorstellungen von Nachhaltigkeit gehen dabei auseinander: 37 Prozent nennen den Verzicht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen und Tierversuche als wichtigste Kriterien. 29 Prozent legen Wert auf einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, 27 Prozent auf Investitionen in erneuerbare Energien. Rund ein Fünftel lehnt Investitionen in Glücksspiel (22 Prozent) oder Rüstung (20 Prozent) ab.
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