
Wie ein Windrad unter Wasser: Turbine für Gezeitenkraftwerk. (Bild: SAE Renewables)
Die Anziehungskraft des Mondes erzeugt eine Wasserbewegung in den Meeren, die sogenannte Gezeitenströmung. Gezeitenkraftwerke nutzen dieses Strömungen, um Strom zu erzeugen.
Gezeitenkraftwerke knackt Rekordmarke
Das derzeit aus insgesamt vier jeweils 1,5-Megawatt-Turbinen bestehende Gezeitenkraftwerk Meygen der britischen Firma SAE Renewables hat jetzt eine neue Rekordmarke gesetzt.
Als welterste Anlage ihrer Art hat das vor der schottischen Küste befindliche Gezeitenkraftwerk 50 Gigawattstunden Strom generiert, wie SAE-Renewables-CEO Graham Reid mitteilt.
50 Gigawattstunden in 5 Jahren
Allerdings wurde diese Strommenge nicht innerhalb einiger Tage oder Wochen, sondern innerhalb der vergangenen gut fünf Jahre erzeugt. In dieser Zeit, so Reid, habe das Kraftwerk eine Reihe Herausforderungen meisten müssen. Das Unternehmen habe dabei aber viel gelernt.
Als Erfolg verbucht der Firmenchef, dass eine der Turbinen seit Ende 2018 durchgängig in Betrieb gewesen sei – und seitdem in 95 Prozent der Zeit Strom erzeugen konnte.
Zur Einordnung der Erfolgsmeldung gehört auf der einen Seite, dass alle anderen bisher installierten Gezeitenkraftwerke der Welt zusammen nicht einmal die Hälfte dieser Strommenge erzeugt haben.
Hohe Kosten für Gezeitenkraftwerke
Allerdings entspricht die Leistung derzeit ungefähr der einer einzelnen modernen Windkraftanlage. Zudem sind andere Erneuerbare-Energiequellen wie Wind- und Solarkraft deutlich günstiger als die Stromgewinnung aus Gezeitenströmungen.
Einer Studie zufolge (Stand 2019) soll die Gezeitenenergie schätzungsweise 130 bis 280 US-Dollar pro Megawattstunde kosten – verglichen mit 20 Dollar pro Megawattstunde für Windenergie.
Für Gezeitenkraftwerke spricht wiederum, dass die Gezeitenströmung konstant und planbar vorhanden ist – anders als zum Beispiel Sonne oder Wind.
SAE-Renewables-Chef: Gezeiten funktionieren
Reid jedenfalls ist überzeugt von der Stromerzeugung unter Wasser. „Gezeiten funktionieren, wir müssen nur mehr Turbinen ins Wasser bringen“, so der SAE-Renewables-Chef.
Geplant ist, dass Meygen in drei weiteren Phasen auf eine installierte Kapazität von 398 Megawatt ausgebaut wird. Bis 2027 soll Phase zwei abgeschlossen sein. Dann soll das Gezeitenkraftwerk 28 Megawatt haben.
Zumindest für Großbritannien sehen auch Expert:innen Potenzial in der Stromerzeugung aus Meeresströmungen. Gezeiten- und Wellenkraftwerke zusammen könnten im besten Fall rund 20 Prozent des derzeitigen Strombedarfs des Landes decken.