
Totgesagte leben länger. Nach dem Abgang der weltweit wichtigsten Zahlungssysteme Paypal, Visa, Mastercard und Stripe schien die Digitalwährung aus dem Hause Facebook kurz vor dem Aus zu stehen, auch wenn sich die Führung der Association stets zuversichtlich gab. Nun gibt es neue und berechtigte Hoffnung. Die bringt Shopify, die E-Commerce-Plattform, die bereits von rund einer Million Händlern genutzt wird.
Einfache Rechnung: Shopify unterstützt Libra, damit Libra Shopify unterstützt
Für Shopify scheint Libra in erster Linie ein Mittel zum Zweck zu sein. Immerhin würde die Libra-Nutzung im Shopify-Netzwerk zu keinen oder nur sehr geringen Transaktionsgebühren führen, während jene der etablierten Zahlungssysteme durchaus namhafte Größenordnungen erreichen. Durch den teilweisen Umstieg auf Libra ließe sich also eine Menge Geld sparen.

Shopify-Gründer Tobias Lütke ist von Libra überzeugt. (Foto: © Shopify)
Shopify formuliert freundlicher und konstatiert, dass „ein großer Teil der weltweiten Finanzinfrastruktur (…) nicht für den Umfang und die Bedürfnisse des Internethandels gebaut“ sei. So wolle Shopify mit Libra besonders jene Länder der Welt erreichen, in denen „Geldgeschäfte und Banking weitaus besser laufen könnten.“ Vor allem dort soll mit Libra ein Zahlungs-Netzwerk entstehen, dass den Zugang zu Geld deutlich vereinfacht und so Händler und Verbraucher stärker unterstützt.
Shopify hofft, dass Libra die Zahl der angeschlossenen Händler erhöhen wird
Die niedrigere Einstiegsschwelle, die Kryptogeld generell bedingt, will Shopify zudem für den weiteren Ausbau seiner Händlerbasis nutzen. Auf diese Weise will Shopify eine Infrastruktur schaffen, die zu „mehr Entrepreneuren weltweit“ führt.
Libra noch weit vom internationalen Start entfernt
Shopify setzt dabei allerdings auf eine nur theoretische Hoffnung. Zuletzt hatte der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer die Digitalwährung in ihrer jetzigen Konzeption für gescheitert erklärt. Maurer ist in diesem Zusammenhang kein unbedeutender Akteur, denn die Libra Association hat ihren Sitz in Genf und will ihre Digitalwährung nach den Regeln der Schweizer Finanzaufsicht Finma anerkennen lassen. Dieser Anerkennung erteilte Maurer eine recht deutliche Absage.
Facebook versucht derweil, wesentliche Bedenken gegen Libra zu zerstreuen. Danach solle die Digitalwährung nicht in die Hoheit der nationalen Notenbanken eingreifen und auch kein neues Geld in Umlauf bringen. Dass der Social-Medie-Riese selber nicht mit einem schnellen Libra-Start rechnet, dürfte auch die Einführung des eigenen Bezahldienstes Facebook Pay belegen, den das Unternehmen auf Paypal und Stripe aufgesetzt hatte.