Nasa nimmt das Starship von Elon Musks SpaceX unter Vertrag – bevor es je heil gelandet ist

Das Starship war zuletzt wieder explodiert. (Foto: luckyluke007 / Shutterstock)
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat das Raumfahrtunternehmen SpaceX jüngst beauftragt, auch Starship-Flüge unter dem bestehenden Vertrag des Programms „Launch Services II“ (NLS-II) anzubieten. Das erstaunt nicht wenige, denn das Starship ist zwar einerseits die größte Rakete, die jemals gebaut wurde – aber andererseits auch in nahezu jedem Testflug spektakulär gescheitert.
Dass die Nasa Starship trotz ausbleibender Erfolge offiziell in den Startkatalog aufgenommen hat, sorgt für Diskussionen. Während Kritiker:innen von politischen Seilschaften sprechen, spricht Elon Musk lieber von Meilensteinen. Die Raumfahrtbehörde äußert sich dazu nüchtern.
Was wurde beschlossen?
Am 25. März 2025 hat die Nasa den bestehenden NLS-II-Rahmenvertrag mit SpaceX erweitert. Künftig dürfen neben Falcon 9 und Falcon Heavy auch Starship-Starts angeboten werden. Eine konkrete Mission wurde dem neuen Trägersystem jedoch nicht zugeteilt.
Der Vertrag selbst läuft bis mindestens Juni 2030, mit möglicher Verlängerung bis Ende 2032. Er erlaubt es der Raumfahrtbehörde, kommerzielle Startdienste für eigene Missionen sowie für andere US-Behörden zu vergeben.
Warum ist das bemerkenswert?
Bislang hat kein einziger Starship-Testflug das vollständige Ziel erreicht. Erst im März 2025 zerplatzte die obere Stufe erneut über der Karibik. Bei früheren Versuchen waren sowohl Erst- als auch Oberstufe explodiert.
Die Nasa ist sich dieser Mängel bewusst, nimmt das Trägersystem aber dennoch offiziell auf. In der internen Kategorisierung fällt das Starship immerhin in die Risikoklasse 1. Das ist die höchste Einstufung, die auch Raketen ohne einen einzigen erfolgreichen Flug umfasst.
Welche Rolle spielt SpaceX?
SpaceX ist bereits fester Bestandteil vieler Nasa-Missionen. Die Rückkehr der USA zur bemannten Raumfahrt etwa wurde mit der Crew-Dragon-Kapsel des Unternehmens aus Kalifornien realisiert. Auch für das Human Landing System (HLS) der kommenden Artemis-Mondmissionen ist das Starship gesetzt.
Dabei geht es nicht um die bemannten Artemis-Missionen, sondern um gewöhnliche wissenschaftliche und technische Satellitenstarts.
Was spricht für Starship?
Trotz der Pannenserie sehen viele Expert:innen enormes Potenzial. Das Raketensystem könnte in Zukunft riesige Satelliten in einem Stück ins All bringen, statt sie in Einzelteilen starten und zusammensetzen zu müssen. Auch kommerzielle Megakonstellationen wie Starlink lassen sich mit Starship schneller und effizienter ausbauen.
Im Oktober 2024 gelang es SpaceX erstmals, den Super-Heavy-Booster nach einem Testflug kontrolliert mit den mechanischen Fangarmen des Startturms einzufangen – ein technisches Kunststück, das die Raumfahrt langfristig deutlich günstiger machen könnte.
Auch das Landen der eigentlichen Starship-Stufe hätte möglicherweise funktioniert. Man entschied sich allerdings, sie im Ozean zu versenken. Zuvor hatte sie aber alle Manövertests sauber absolviert.
Wie neutral ist die Entscheidung?
Neben dem als positiv empfundenen technologischen Potenzial werfen Beobachter:innen aber auch kritische Fragen auf. SpaceX-Chef und Multimilliardär Elon Musk arbeitet als „besonderer Regierungsangestellter“ in der Trump-Administration mit und darf daher mindestens als „politisch bestens vernetzt“ bezeichnet werden, der potenzielle, aber bislang nicht berufene Nasa-Administrator Jared Isaacman hat enge Verbindungen zu SpaceX.
Kritiker:innen sehen in der Partnerschaft zwischen der Nasa und dem Unternehmen aus Texas ein strategisches Ungleichgewicht – nicht zuletzt, weil mehrere ehemalige Nasa-Führungskräfte wie der ehemalige Astronaut Garrett Reisman oder William Gerstenmayer, früher ranghöchster Verantwortlicher für bemannte Raumfahrt, heute für SpaceX tätig sind.
Die Nasa selbst betont, dass das Starship – wie jede neue Rakete – in der Anfangsphase als Hochrisiko-Trägersystem gelistet wird. Erst nach mehreren erfolgreichen Flügen kann das Starship in höhere Kategorien aufsteigen und für reale Missionen eingesetzt werden.
Wie geht es weiter?
SpaceX bereitet derzeit den nächsten Starship-Start vor. Parallel läuft ein Antrag bei der US-Telekommunikationsbehörde FCC, um die nötigen Kommunikationsfrequenzen für den geplanten Einsatz von Starship bei den Artemis-3- und Artemis-4-Missionen zu genehmigen.
Ob die Rakete bis dahin ausgereift ist, bleibt offen. Fest steht jedenfalls: Die Nasa hat Starship nicht blind gebucht. Aber sie hat es auf den Zettel gesetzt. Ein bemerkenswerter Vertrauensvorschuss – gerade für ein Projekt, das bislang eher mit Rückschlägen als mit funktionierenden Flügen Schlagzeilen gemacht hat.