Trotz Milliarden-Profit: Microsoft entlässt 9.000 Mitarbeiter:innen

Microsoft baut erneut massiv Stellen ab. (Foto: rafapress / Shutterstock)
Die Wirtschaftszahlen, die Microsoft in diesem Jahr vorlegen konnte, können sich sehen lassen. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,65 Billionen US-Dollar ist der US-Konzern das zweitwertvollste Unternehmen der Welt, nur Nvidia ist noch wertvoller.
Im letzten Geschäftsquartal stieg der Nettogewinn um 18 Prozent auf 25,8 Milliarden US-Dollar, gab das Unternehmen im April bekannt. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 70,1 Milliarden US-Dollar.
Seit Beginn des Jahres wurden immer wieder Stellen abgebaut
Es sind Zahlen, von denen andere Konzerne nur träumen können – und trotzdem müssen viele Mitarbeiter:innen zittern. Oder noch härter: haben keinen Job mehr. Am Mittwoch bestätigte Microsoft gegenüber mehreren US-Medien die nächste große Entlassungswelle. Der Konzern nannte keine genauen Zahlen, sprach lediglich von weniger als vier Prozent der Belegschaft, die davon betroffen seien. Bei weltweit rund 228.000 Mitarbeiter:innen wären das etwa 9.000 Entlassungen – eine Schätzung, die Gizmodo und die Seattle Times teilen.
Bereits im Januar wurden bei Microsoft rund 2.000 Jobs gekürzt, im Mai fielen über 6.000 Stellen weg, im Juni weitere 300. „Wir setzen weiterhin organisatorische und personelle Veränderungen um, die notwendig sind, um das Unternehmen und unsere Teams in einem dynamischen Markt erfolgreich zu positionieren“, teilte ein Microsoft-Sprecher in einer Erklärung mit, ohne weitere Details zu nennen.
KI-Tools schreiben immer mehr der Microsoft-Codes
Die Entlassungen betreffen verschiedene Abteilungen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle teilte Gizmodo mit, dass auch Microsofts Gaming-Sparte, zu der Xbox gehört, betroffen sei.
Was das florierende KI-Geschäft mit den Entlassungen zu tun hat, geht aus den Microsoft-Erklärungen nicht hervor. Klar aber ist, dass 20 bis 30 Prozent der Microsoft-Codes mittlerweile von KI-Tools geschrieben werden. Das berichtete Microsoft-CEO Satya Nadella auf einer Meta-Konferenz im April. „Cloud und KI sind für jedes Unternehmen unverzichtbar, um die Leistung zu steigern, Kosten zu senken und das Wachstum zu beschleunigen“, sagte Nadella. Kevin Scott, eine Microsoft-Führungskraft, prognostizierte sogar, dass bis zum Jahr 2030 95 Prozent der gesamten im Unternehmen verwendeten Codes von KI geschrieben werden.
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KI übernimmt nicht nur Aufgaben, sondern auch Arbeitsplätze
Der Konzern hat Milliarden in generative KI investiert, insbesondere durch die enge Partnerschaft mit OpenAI. Er setzt darauf, dass die KI-Technologien die Arbeitsweise grundlegend verändern werden. Für viele Mitarbeiter:innen, insbesondere im Technologiebereich, bedeutet das: die KI übernimmt nicht nur ihre Aufgaben, sondern auch ihre Arbeitsplätze. Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski formulierte es kürzlich offen so: KI habe es seinem Unternehmen ermöglicht, die Belegschaft um 40 Prozent zu reduzieren.
The Verge zitierte aus der Mitteilung von Xbox-Chef Phil Spencer, die an alle Mitarbeiter:innen ging. Darin wurde den Entlassenen nahegelegt, sich auf freie Stellen bei Microsoft Gaming zu bewerben, ihre Bewerbungen würden vorrangig behandelt. Am Ende der Mitteilung hieß es: „Vielen Dank an alle, die unsere Kultur, unsere Produkte und unsere Community geprägt haben. Wir werden mit tiefer Wertschätzung und Respekt für alle voranschreiten, die zu diesem Weg beigetragen haben.“