Vanguard-1: Darum soll der Satellit von 1958 zurück auf die Erde geholt werden

Seit 1958 kreist Vanguard-1 durch den Orbit. Damit ist er das älteste menschengemachte Objekt, das sich noch im Weltraum befindet. Auch wenn er seit 1964 keine Signale mehr sendet. Doch bald könnte seine historische Verweildauer im All ablaufen. Denn es gibt Pläne, den Satelliten zurück auf die Erde zu holen.
Ein Team aus Wissenschaftlern des Technologieberatungsunternehmens Booz Allen Hamilton hat in einer Studie Wege vorgeschlagen, wie man Vanguard-1 einfangen könnte. Sie wurde in der Zeitschrift Aerospace Central veröffentlicht.
Darum soll Vanguard-1 auf die Erde zurückkehren
Vanguard-1 ist als „Zeitkapsel“ von großer wissenschaftlicher Bedeutung, wie die Autor:innen der Studie gegenüber Space.com sagten.„Unsere Nachforschungen ergaben, dass der Zustand der Solarzellen, der Batterien und der Metalle von Interesse sein könnte“, gab Matt Billen von Booz Allen Hamilton dem Magazin zu Protokoll.
„Für Wissenschaftler und Ingenieure, die sich mit Material- und Strahlungseffekten befassen, wäre dies eine noch nie dagewesene Möglichkeit, die Auswirkungen einer langfristigen Umweltexposition im Weltraum zu untersuchen“, sagte Bill Raynor vom Naval Research Labatory (NRL) zu Space.com. Das NRL hat Vanguard-1 damals entwickelt.
Eine Untersuchung von Vanguard-1 könnte zudem zeigen, wie oft er in 67 Jahren von Meteoriten oder Trümmern von anderen Satelliten getroffen wurde. Nach der wissenschaftlichen Durchleuchtung könnte Vanguard-1 als historisches Artefakt der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es sollte etwa im Smitsonian National Air & Space Museum ausgestellt werden, schlägt die Studie vor.
So könnte die Bergung ablaufen
Die Studie suggeriert mehrere Szenarien für eine Bergung des Uraltsatelliten. So könnte sich die United Space Force (USSF) mit der Nasa, die das Vanguard-Projekt von der NRL übernommen hat, zusammen tun. Oder sie arbeitet mit einem Partner aus der Industrie zusammen.
In einem ersten Schritt gelte es erstmal, Bilder von Vanguard-1 zu erstellen, seine Drehgeschwindigkeit erfassen und seinen Zustand zu klären. Sollte der so stabil sein, dass sich eine Rückkehr zur Erde lohnt, folge Phase zwei. Die Bergung.
Vanguard-1 ist nur 15 Zentimeter breit
Das Einfangen wird laut den Studienautor:innen nicht einfach. Schließlich ist Vanguard-1 ziemlich klein. Der Durchmesser der Alukugel im Zentrum beträgt nur 15 Zentimeter. Die Spannweite seiner Antennen misst 91 Zentimeter. Ein Zwerg im Vergleich zum sowjetischen Sputnik, dem ersten Satelliten im Weltraum.
Hat ein wie auch immer geartetes Raumschiff die kleine Kugel eingefangen, gibt es laut der Studie drei Möglichkeiten für eine Rückkehr auf die Erde. Einmal wäre da der direkte Weg. Oder sie wird im erdnahen Orbit geparkt und dort abgeholt. Als dritte Option wird ein Transfer auf die ISS genannt, wo der Satellit untersucht und von dort zur Erde geschickt werden könnte.
Vanguard-1: Erster Solar-Satellit der Geschichte
Vanguard-1 ist am 17. März 1958 in Cape Canaveral abgehoben, als vierter Satellit in der Erdumlaufbahn. Vorher hatten dies nur zwei Sputniks und Explorer 1 aus den USA geschafft. Die Vorgänger sind mittlerweile aber in der Erdatmosphäre verglüht. Sie befanden sich näher zur Erde als Vanguard-1.
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Dem erfolgreichen Start war ein gescheiterter Versuch im Rahmen der Vanguard-Mission am 6. Dezember 1957 vorangegangen. Vanguard-1 ging bei seinem Start als erster Satellit in die Geschichte ein, der über Solarzellen Strom erzeugte.