Versteckte Kosten und Fake-Angebote: Verbraucherschützer fordern strengere Regeln für Online-Shops

Die Verbraucherzentralen fordern zusätzliche Schutzregelungen gegen Vertragsfallen und irreführend gestaltete Webseiten bei Käufen im Internet. Die Chefin des Bundesverbands, Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur, im digitalen Raum seien Verbraucherinnen und Verbraucher besonders verwundbar. Unternehmen seien im Vorteil, mit technischen Möglichkeiten Kunden zu analysieren und persönliche Schwächen auszunutzen.
Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Beschwerden bei den Verbraucherzentralen zu digitalen Themen bundesweit auf mehr als 92.000, die damit ein Drittel aller Beschwerden ausmachten. Bezogen auf 15 der 16 Länder gab es im Vergleich zu 2022 einen Anstieg der Digital-Beschwerden um 18 Prozent, wie der Bundesverband erläuterte. Wegen einer Änderung des Erfassungsprozesses wurden Daten aus Baden-Württemberg in dieser Vergleichsberechnung nicht berücksichtigt.
Pop sagte: „Viele Verbraucherrechte stammen noch aus der analogen Zeit. Sie brauchen dringend ein Update.“ Unternehmen sollten zu „digitaler Fairness“ beim Design und bei Voreinstellungen verpflichtet werden. In einer aktuellen Umfrage für die Verbraucherzentralen war „Internet und Digitalisierung“ erneut der Bereich, in dem die Befragten ihre Interessen am wenigsten geschützt sehen – „eher nicht gut“ gaben 40 Prozent an, „gar nicht“ weitere 9 Prozent.
Im Vorjahr hatten sich bei der Umfrage 42 Prozent eher nicht gut geschützt gesehen, 10 Prozent gar nicht. Als eher gut oder sehr gut im Digitalen geschützt bezeichneten sich nun 45 Prozent.
Immer mehr Ärger mit falschen Shops
Für viele Probleme sorgen den Verbraucherzentralen zufolge untergeschobene, eigentlich ungewollte Verträge etwa für Festnetz, Internet oder Mobilfunk. Ein schnell wachsendes Ärgernis seien gefälschte Verkaufsplattformen (Fakeshops), bei denen Produkte nach dem Bezahlen nie geliefert werden. Hierzu ging die Zahl der Beschwerden bei den Verbraucherzentralen 2023 stark auf fast 7000 hoch.
Im Visier der Verbraucherschützer steht auch ein irreführendes Design mancher Webseiten – etwa, wenn bei Buttons Farben und Schriftgrößen zum Akzeptieren aller Cookies animieren oder wichtige Informationen versteckt und erst nach langem Klicken zu finden sind. Manche Online-Shops legten auch Zusatzleistungen in den Warenkorb oder zeigten an, wie viele Produkte vermeintlich noch auf Lager sind. „Manipulative Designs müssen umfassend verboten werden“, forderte Pop.
Der Verband verlangte zudem, den Einsatz künstlicher Intelligenz verbindlich und verbraucherfreundlich zu regulieren. Dabei solle Deutschland Spielräume bei der Umsetzung europäischer Regeln nutzen. Unter anderem brauche es eine zentrale koordinierende Aufsicht, an die sich Verbraucher mit Beschwerden wenden könnten.
Laut der Umfrage ist nun „Lebensmittel und Ernährung“ der Bereich, dem das höchste Verbraucherschutzniveau zugeschrieben wird. Als „eher gut“ oder „sehr gut“ geschützt sehen sich dort demnach 71 Prozent nach 63 Prozent im Vorjahr. Für die aktuelle Umfrage wurden zwischen dem 11. und 28. März 1500 deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren in Privathaushalten vom Institut Forsa telefonisch befragt.
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